Abendmahl

Zu unserer aktuellen Abendmahlspraxis

Unsere Sakramente sind wahre Glaubensschätze. Unfassbar viele und unsagbar tiefe Bedeutungen wohnen ihnen inne. „Groß ist das Geheimnis des Glaubens“, wenn wir Brot und Wein teilen. Groß geworden ist nun zu Recht aber auch die hygienische Vorsicht am Tisch des Herrn.

Wegen der Ansteckungsgefahr verzichten wir vorläufig immer noch darauf, gemeinsam aus einem Kelch zu trinken sowie uns am Ende der Austeilung im Kreis die Hände zu reichen. Genau diese beiden Traditionen bilden aber einen wesentlichen Aspekt des Abendmahls: die Gemeinschaft am Tisch des Herrn.
Als wir im Kirchenvorstand über die derzeitige Abendmahlspraxis sprachen, war für uns die Gemeinschaft das am meisten Genannte unter den vielen Bedeutungen des Abendmahls. Wir teilen, was wir sind und haben. Wir sind untereinander und mit Christus verbunden. Er geht von Hand zu Hand. Er teilt sich uns mit und wir uns ihm. Trotz seines biblischen Ursprungs war der Gemeinschaftskelch nicht jederzeit und an allen Orten selbstverständlich, sondern wohl erst seit dem 19. Jahrhundert eine weit verbreitete Tradition. Die Gemeinschaft zeigt sich jedoch nicht nur im gemeinsamen Trinken aus einem Kelch. So haben wir im Kirchenvorstand überlegt, wie sie an anderen Stellen verstärkt zum Ausdruck kommen kann. Wir haben beschlossen, die Einzelkelche einander ausdrücklich zu reichen, damit die Zuwendung: „Christus für Dich“ auch wirklich spürbar wird. Die von Familien und Konfirmand*innen getöpferten und sehr individuellen Einzelkelche sind ein irdenes Zeichen der Verbundenheit mit denen, die sie hergestellt haben, und untereinander. Außerdem wollen wir die Hostien wieder von (desinfizierter) Hand austeilen und bei den Einsetzungsworten eine größere Hostie in Stücke brechen und diese dann verteilen, um das Essen von einem Brot darzustellen. Auch der Friedensgruß nach dem Empfang von Brot und Wein soll in leicht veränderter Form wieder eingeführt werden: Noch im Kreis stehend, wollen wir uns gegenseitig eine Hand auf die Schulter oder an den Rücken legen.

Möglicherweise halten manche unsere Zurückhaltung beim Gebrauch des Gemeinschaftskelchs und beim Händereichen für übertrieben. Wie bei allen Corona-Maßnahmen geht es uns hier aber um den Schutz von besonders gefährdeten Personen, die wir auf keinen Fall vom Abendmahl ausschließen möchten. Der Kirchenvorstand freut sich über Rückmeldungen zu den hier dargestellten neuen Formen der Abendmahlspraxis.

In den Gottesdiensten mit Kanzeltausch zwischen unseren beiden Schwestergemeinden haben wir wechselseitig auch unsere Abendmahlspraxis kennen gelernt und gefeiert. Auch da ist aufgefallen, wie bedeutsam sogenannte Kleinigkeiten sind. Im kommenden Jahr planen wir eine Gottesdienstreihe zum Schatz des Glaubens im Abendmahl. Die Verunsicherung durch Corona und Unterschiede in der Abendmahlspraxis machen uns aufs Neue bewusst, wie groß der Schatz des Glaubens in Brot und Wein ist und wie sorgsam wir damit umgehen sollten, damit dieser Schatz auch weiterhin lebendig unter uns erfahren werden kann. Denn: Brot und Wein mögen uns „stärken und bewahren im Glauben zum ewigen Leben“.

Ralf Günther und Friederike Deeg